Aueroch­sen (auch Heck­rind oder Tau­ru­s­rind) haben ein­mal wei­te Tei­le Euro­pas besie­delt. Mit der inten­si­ve­ren Nut­zung der Land­schaft durch den Men­schen seit dem Mit­tel­al­ter sind sie in immer abge­le­ge­ne­re Regio­nen ver­drängt wor­den. 1627 ist die letz­te bekann­te Auer­och­sen­kuh in den Wäl­dern süd­lich von War­schau ver­stor­ben. Damit war der wil­de Auer­och­se ausgestorben.

In den 30er Jah­ren des vori­gen Jahr­hun­derts gab es im Ber­li­ner und Münch­ner Zoo Ver­su­che, aus urtüm­li­chen Haus­rin­d­ras­sen den Auer­och­sen „zurück­zu­züch­ten“. Die Zoo­di­rek­to­ren in Ber­lin und Mün­chen waren die Brü­der Heinz und Lutz Heck. Die Ergeb­nis­se ihrer Zucht und deren Nach­kom­men wer­den als Heck­rin­der bezeichnet.

Wenn auch die Rück­zucht eines aus­ge­stor­be­nen Tie­res nicht wirk­lich mög­lich ist, sind die Zucht­er­geb­nis­se beacht­lich. Das Heck­rind ist äußer­lich dem Auer­och­sen, den wir aus his­to­ri­schen Dar­stel­lun­gen ken­nen und aus Ske­lett­res­ten rekon­stru­ie­ren kön­nen, inzwi­schen sehr ähn­lich. Aller­dings erreicht das Heck­rind noch nicht die beein­dru­cken­de Kör­per­grö­ße des aus­ge­stor­be­nen Auer­och­sen. Bul­len haben Schul­ter­hö­hen von 160 cm bis 180 cm und ein Gewicht von 1.000 kg erreicht. Seit den 90er Jah­ren wird ver­sucht, durch Ein­kreu­zen gro­ßer Rin­der­ras­sen die­sem Man­gel abzu­hel­fen. Die aus die­sen Zucht­ver­su­chen her­vor­ge­hen­den Tie­re wer­den Tau­ru­s­rin­der genannt.

Seit meh­re­ren Jahr­zehn­ten wer­den Heck­rin­der in Natur­schutz­pro­jek­ten ein­ge­setzt, da sie sehr robust sind, ganz­jäh­rig im Frei­en gehal­ten wer­den kön­nen und ihre Käl­ber ohne mensch­li­che Hil­fe zur Welt brin­gen. Wenn ihnen eine genü­gend gro­ße Wei­de zur Ver­fü­gung steht, kom­men sie – außer in Not­zei­ten – ohne Zufüt­te­rung aus.

Dadurch, dass die Tie­re hier in gerin­ger Bewei­dungs­dich­te gehal­ten wer­den, struk­tu­rie­ren sie die Land­schaft auf (nahe­zu) natür­li­che Wei­se. Sie fres­sen in der Wachs­tums­pe­ri­ode die Tei­le der Vege­ta­ti­on, die offen­kun­dig beson­ders schmack­haft sind. Ande­res bleibt ste­hen. In der win­ter­li­chen Not­zeit wer­den dann die über­stän­di­gen Bestän­de abge­wei­det. Hier­durch ent­steht ein Vege­ta­ti­ons­mo­sa­ik, das für vie­le sonst eher sel­te­ne Insek­ten- wie Vogel­ar­ten attrak­tiv ist.

2010 hat unser Ver­ein die­se urtüm­li­chen Tie­re auf einer Flä­che zwi­schen Lunow und Stol­zen­ha­gen am süd­li­chen Rand des Natio­nal­parks ange­sie­delt. Inzwi­schen haben wir die Hal­tung der eigens dazu gegrün­de­ten Öko Agrar GmbH Unte­res Oder­tal über­ge­ben. Sie hält und züch­tet die Auer­och­sen auf nun nun­mehr fünf gro­ßen Weideflächen.

Dort leben sie unter nahe­zu natür­li­chen Ver­hält­nis­sen. Ledig­lich ihren Akti­ons­kreis müs­sen wir durch Ein­kop­pe­lung der Flä­chen begrenzen.

Da sie sich ver­meh­ren und gera­de männ­li­che Tie­re nicht in belie­bi­ger Zahl zusam­men gehal­ten wer­den kön­nen, wird bei uns auch regel­mä­ßig geschlach­tet. Das Fleisch der hier nahe­zu unter natür­li­chen Ver­hält­nis­sen leben­den Tie­re ist sehr hochwertig.

Die wilde Weide

Auf die­sen – hier in der Kar­te rot umgrenz­ten – Wei­de­flä­chen bei Lunow kön­nen Sie Auer­och­sen und die Konik-Pfer­de bzw. Exmoor-Ponys beob­ach­ten. Aller­dings sind bei­de Wei­den recht groß, die nörd­li­che gut 60 ha. Es kann sein, daß die Tie­re weit ent­fernt ste­hen oder sich im hohen Gras zur Ruhe gelegt haben. Ein wenig Glück ist nötig, wenn Sie die Tie­re sehen wol­len. Aber ein Besuch lohnt auf jeden Fall. Am bes­ten zu sehen ist die nörd­li­che Flä­che vom Kanald­eich aus. Dazu gehen Sie (oder fah­ren mit dem Fahr­rad) von Lunow aus über die Brü­cke und dann nach links (nach Nor­den) in Rich­tung Stol­zen­ha­gen oder von Stol­zen­ha­gen aus über die Brü­cke nach rechts (nach Süden) in Rich­tung Lunow. Auf die­ser Wei­de tref­fen Sie neben Auer­och­sen auch Exmoor-Ponys an. Auf der süd­li­chen Wei­de­flä­che – am Oder-Nei­ße-Rad­weg zwi­schen Lunow und der Oder gele­gen – kön­nen Sie Auer­och­sen und Koniks beobachten.