Naturschutzgroßprojekt von gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung (Gewässerrandstreifenprogramm)

Auf Antrag des Ver­eins der Freun­de des Deutsch-Pol­ni­schen Euro­pa-Natio­nal­parks Unte­res Oder­tal wur­de 1992 vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Umwelt, Natur­schutz und Reak­tor­si­cher­heit (BMU) vom Umwelt­mi­nis­ter Klaus Töp­fer (CDU) das Natur­schutz­groß­pro­jekt Unte­res Oder­tal geneh­migt. Es hat­te damals ein Finanz­vo­lu­men von 60 Mio. DM, von dem der Bund 75%, das Land 16,8 % und der Ver­ein als Trä­ger 8,2 % über­neh­men woll­ten. Die Pro­jekt­mit­tel wur­den ganz über­wie­gend zum Flä­chen­er­werb für Natur­schutz­zwe­cke aus­ge­ge­ben, so dass der För­der­ver­ein bis zum Jahr 2000 5.289 Hekt­ar Flä­chen erwer­ben konn­te, davon 3.319 Hekt­ar im Kern­ge­biet und 1.970 Hekt­ar als Aus­tausch­flä­che außer­halb. Die­se außer­halb gele­ge­nen Flä­chen sol­len im Rah­men eines vom Land Bran­den­burg ange­ord­ne­ten Unter­neh­mens­flur­be­rei­ni­gungs­ver­fah­rens im Kern­ge­biet zusam­men­ge­legt werden.

Das Natur­schutz­groß­pro­jekt wur­de im Jah­re 2000 von dem damals zustän­di­gen Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um in Pots­dam vor­zei­tig abge­bro­chen. Knapp die Hälf­te der 1992 von der Bun­des­re­gie­rung dem Land Bran­den­burg zuge­sag­ten För­der­mit­tel konn­ten des­we­gen nicht mehr abge­ru­fen wer­den. Das zustän­di­ge bran­den­bur­gi­sche Minis­te­ri­um woll­te nun den bereits 1995 gegrün­de­ten Natio­nal­park selbst in die Hand neh­men und wünscht seit­dem kein bür­ger­schaft­lich-gemein­nüt­zi­ges und ehren­amt­li­ches Enga­ge­ment in die­sem Bereich. Der Staat, nun­mehr von der SPD und den Lin­ken regiert, soll­te wie­der alles allei­ne rich­ten. Der neue Flug­ha­fen „Wil­ly Brandt“ auf bran­den­bur­gi­schem Ter­ri­to­ri­um und ande­re Groß­pro­jek­te im Lan­de zeig­ten ja, wie es geht.

Seit­dem gibt es um die zukünf­ti­ge Ent­wick­lung zwi­schen dem Bran­den­bur­gi­schen Minis­te­ri­um und dem Trä­ger des Pro­jek­tes, dem Natio­nal­park­ver­ein, Streit, auch vor Gericht. Zunächst ver­such­te das Minis­te­ri­um einen ande­ren, will­fäh­ri­gen und ihm höri­gen Trä­ger zu fin­den und als Pro­jekt­trä­ger ein­zu­set­zen, was miss­lang. Dann soll­te das im Jah­re 2000 ange­ord­ne­te Unter­neh­mens­flur­be­rei­ni­gungs­ver­fah­ren dazu genutzt wer­den, die mit För­der­mit­teln erwor­be­nen Ver­eins­flä­chen, die das Minis­te­ri­um ver­geb­lich ver­sucht hat­te in sei­ne Hand zu bekom­men, wenigs­tens größ­ten­teils in der geplan­ten oder bereits aus­ge­wie­se­nen Zone I, also in den Total­re­ser­va­ten zu kon­zen­trie­ren. Damit hät­te der Ver­ein auf Dau­er nur Kos­ten, bei­spiels­wei­se für Ver­kehrs­si­che­rung, Was­ser- und Boden­ver­bän­de, Grund­steu­er usw. zu tra­gen, aber kei­ner­lei Ein­nah­men mehr zu erzie­len, was für einen pri­vat­recht­li­chen Ver­ein auf Dau­er finan­zi­ell kaum trag­bar wäre. Dass die­se Aus­schal­tung des Natio­nal­park­ver­eins das wesent­li­che Ziel der Unter­neh­mens­flur­neu­ord­nung gewe­sen ist, hat der Lei­ter der staat­li­chen Ver­wal­tung, Dirk Trei­chel, sogar offen in der Pres­se zugegeben.

Trotz die­ser unnö­ti­gen Que­re­len bleibt das Natur­schutz­groß­pro­jekt ein gro­ßer Erfolg. Knapp 6.000 Hekt­ar ganz über­wie­gend gut nutz­ba­res Agrar­land blei­ben in der Hand eines dem Natur­schutz, der öko­lo­gi­schen Land­wirt­schaft, der Umwelt­bil­dung und Natur­for­schung ver­pflich­te­ten, unab­hän­gi­gen und leis­tungs­fä­hi­gen Trä­gers, der sich auch star­ken staat­li­chen Repres­si­ons­ver­su­chen auf Dau­er ent­zie­hen kann. Wirt­schaft­lich gesund und von wis­sen­schaft­lich und ethisch gestütz­tem Enga­ge­ment getra­gen, wird nach Abschluss der Pro­zes­se, mit denen das Minis­te­ri­um den Natio­nal­park­ver­ein in die Knie zwin­gen will, eine ver­ant­wor­tungs­vol­le und ver­nünf­ti­ge Lan­des­re­gie­rung mit dem Natio­nal­park­ver­ein zu einem sach­ge­rech­ten Inter­es­sen­aus­gleich kommen.

Projektziele

Die Pro­jekt­zie­le fin­den sich im Zuwen­dungs­be­scheid vom 06.10.1992. Da heißt es unter anderem

„Ziel des Pro­jek­tes ist es, das Unte­re Oder­tal in sei­ner Gesamt­heit für den Natur­haus­halt zu erhal­ten und zu ent­wi­ckeln, durch ein­ma­li­ge bio­top­le­nken­de Maß­nah­men zu opti­mie­ren und durch umfang­rei­che Flä­chen­an­käu­fe dau­er­haft zu sichern“.

Schwer­punkt des Natur­schutz­groß­pro­jek­tes war zunächst ein­mal der Erwerb des rund 10.000 ha gro­ßen Kern­ge­bie­tes des Natur­schutz­groß­pro­jek­tes und die Erar­bei­tung eines Pfle­ge- und Ent­wick­lungs­plans für das gesam­te Pro­jekt­ge­biet. Damit beauf­trag­te der Ver­ein 1994 das Insti­tut für Umwelt­stu­di­en (IUS) in Hei­del­berg. Nach gründ­li­cher Dis­kus­si­on mit den Betrof­fe­nen und nach mehr­fa­cher Über­ar­bei­tung wur­de der Pfle­ge- und Ent­wick­lungs­plan im Mai 1999 mit dem BMU und dem bran­den­bur­gi­schen Minis­te­ri­um für Umwelt, Natur­schutz und Raum­ord­nung (MUNR) abge­stimmt. Der Ver­ein ist in sei­ner wei­te­ren Arbeit an die­sen Pfle­ge- und Ent­wick­lungs­plan gebunden.