Zum Wider­spruch gezwungen

Der Ver­ein der Freun­de des Deutsch-Pol­­ni­­schen Euro­­pa-Natio­nal­­parks Unte­res Oder­tal e.V. (Natio­nal­park­ver­ein) hat am 10.11.2020 beim Lan­des­amt für Länd­li­che Ent­wick­lung, Land­wirt­schaft und Flur­neu­ord­nung (LELF) form- und frist­ge­recht Wider­spruch gegen den Flur­neu­ord­nungs­plan, Süd I, ein­ge­legt. Der Flur­neu­ord­nungs­plan ist erkenn­bar rechts‑, ver­­­fas­­sungs- und sit­ten­wid­rig und ver­letzt den Natio­nal­park­ver­ein in sei­nen Rech­ten. Der Natio­nal­park­ver­ein sah sich zu die­sem Schritt gezwun­gen, weil das Lan­des­amt für Flur­neu­ord­nung auf die berech­tig­ten Ände­rungs­wün­sche des Ver­eins bis­her in kei­ner Wei­se ein­ge­gan­gen ist. Der Wider­spruch wird nun vom Lan­des­amt, spä­ter von der obers­ten Flur­neu­ord­nungs­be­hör­de, dem Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um, bear­bei­tet und beschie­den. Die­ser Bescheid kann dann beim Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Berlin/Brandenburg beklagt wer­den. Neben dem Natio­nal­park­ver­ein ist auch mit wei­te­ren Wider­sprü­chen aus dem Teil­neh­mer­kreis der Flur­neu­ord­nung zu rechnen.

Zen­tra­ler Grund für den Wider­spruch ist für den Natio­nal­park­ver­ein der Ver­such des Lan­des­am­tes – ohne Fra­ge auf Wei­sung des sei­ner­zei­ti­gen Land­wirt­schafts­mi­nis­ters – den Natio­nal­park­ver­ein ganz über­wie­gend in die wirt­schaft­lich völ­lig wert­lo­sen und natur­schutz­fach­lich unin­ter­es­san­ten Total­re­ser­va­te (Zone Ia und b) ein­zu­wei­sen, das Land Bran­den­burg aber selbst prio­ri­tär in die wirt­schaft­lich und natur­schutz­fach­lich inter­es­san­te Zone II, in der wei­ter­hin gewirt­schaf­tet wer­den kann und die dane­ben dem Bio­­­top- und Arten­schutz die­nen soll. Damit woll­te das Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um, nach eige­nem, schrift­li­chem Bekun­den, den miss­lie­bi­gen Natio­nal­park­ver­ein wirt­schaft­lich rui­nie­ren und ihm im Natio­nal­park jede Gestal­tungs­mög­lich­keit neh­men. Der Natio­nal­park­ver­ein hin­ge­gen for­dert, mit sei­nen Flä­chen und Aus­tausch­flä­chen prio­ri­tär in die Zone II (rund 5.000 Hekt­ar, die Hälf­te des Natio­nal­parks) ein­ge­wie­sen zu wer­den, dar­über hin­aus auch in die Flä­chen des Kern­ge­bie­tes des Natur­schutz­groß­pro­jek­tes, die außer­halb des Natio­nal­parks lie­gen und die mög­lichst voll­stän­dig zu erwer­ben der Natio­nal­park­ver­ein ver­pflich­tet ist. Soll­ten dann immer noch Aus­tausch­flä­chen des Natio­nal­park­ver­eins übrig sein, so ist der Ver­ein selbst­ver­ständ­lich bereit, dar­über hin­aus auch Zone I‑Flächen (Total­re­ser­va­te) zu übernehmen.

Das Land Bran­den­burg hat sich im Rah­men der Flur­neu­ord­nung und durch kos­ten­lo­se Über­tra­gung von Bun­des­flä­chen zu Natur­schutz­zwe­cken im Ver­fah­rens­ge­biet der Flur­neu­ord­nung mas­siv mit Flä­chen bevor­ra­tet, die völ­lig aus­rei­chen,  um die gesam­ten Total­re­ser­vat­s­flä­chen (Zone Ia und b) in Lan­des­be­sitz zu über­füh­ren. So ist es auch deutsch­land­weit, prak­tisch ohne Aus­nah­me, üblich.

Weder der Natur­schutz, noch die Land­wirt­schaft hät­ten durch die vom Natio­nal­­park-ver­­ein vor­ge­schla­ge­ne Lösung Scha­den oder Nach­tei­le zu erwar­ten, wenn auch im bran­den­bur­gi­schen Flur­neu­ord­nungs­ver­fah­ren Unte­res Oder­tal nach Recht und Gesetz ver­fah­ren wür­de, so wie es im Flur­be­rei­ni­gungs­ge­setz des Bun­des, aber auch im Anord­nungs­be­schluss des bran­den­bur­gi­schen Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums und dem Schrei­ben des Innen­mi­nis­te­ri­ums als Ent­eig­nungs­be­hör­de aus dem Jah­re 2000 selbst aus­drück­lich fest­ge­hal­ten ist. Der Natio­nal­park ist ohne­hin im Besitz ledig­lich von Natio­nal­park­ver­ein und Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um, offen ist nur die Fra­ge: Wer bekommt die Zone I (Total­re­ser­va­te) und wer die Zone II (Arten- und Bio­top­schutz)? Für den Natio­nal­park­ver­ein ist es aber die ent­schei­den­de, eine exis­ten­ti­el­le Frage.

Der Ver­eins­vor­stand