Bit­te kei­ne Bulldozer-Methode!

Wild­nis­freun­den wur­de im ein­zi­gen bran­den­bur­gi­schen Natio­nal­park schon viel zuge­mu­tet. Jah­re­lang wur­den im Fid­di­chower Pol­der (10) in bereits aus­ge­wie­se­nen oder geplan­ten Total­re­ser­va­ten neue Dei­che, Ein- und Aus­lass­bau­wer­ke gebaut, auch eine neue Stra­ße neben einer neu­en Pipe­line für die Indus­trie. Bau­ma­schi­nen­lärm statt Vogel­ge­zwit­scher erfüll­te die Land­schaft. Die Natio­nal­park­ver­wal­tung hat dabei stets gute Mie­ne zu bösem Spiel gemacht.

Nun aber greift die Natio­nal­park­ver­wal­tung selbst mit schwe­rem Gerät in ein bereits seit lan­gem bestehen­des Total­re­ser­vat im Gart­zer Schrey und im Staf­fel­der Pol­der (8) ein. Nam­haf­te Natur­schüt­zer, wie der orts­an­säs­si­ge Axel Bie­se­ke oder der ehe­ma­li­ge Lei­ter des Bio­sphä­ren­re­ser­va­tes Schor­f­hei­­de-Cho­rin und ehe­ma­li­ge bran­den­bur­gi­sche Umwelt­mi­nis­ter Eber­hard Hen­ne pro­tes­tie­ren, der Vor­sit­zen­de des vom Ver­wal­tungs­lei­ter Trei­chel selbst ins Leben geru­fe­nen, staats­na­hen Natio­nal­­park-För­­der­­ver­­eins, Andre­as Hun­ge­ling, ehe­ma­li­ger PCK-Geschäfts­­­füh­­rer, tritt unter ande­rem auch aus die­sem Grund zurück.

Die­se Kri­tik soll­te nach­denk­lich machen, die Kri­ti­ker sind nicht irgend­wel­che grü­nen Spin­ner. Die Natio­nal­park­ver­wal­tung ist auf­ge­for­dert, das Gespräch zu suchen und die Kri­ti­ker ein­zu­be­zie­hen. Sonst ver­liert sie jeg­li­chen Rück­halt bei den ehren­amt­li­chen Natur­schüt­zern. Die Bul­l­­do­­zer-Metho­­de ist hier die fal­sche, im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes. Gesprä­che kön­nen hier hel­fen und heilen.

Es gibt gute Grün­de auch in soge­nann­ten Total­re­ser­va­ten, die heu­te Wild­nis­ent­wick­lungs­ge­bie­te hei­ßen, vor ihrer end­gül­ti­gen Aus­wei­sung noch behut­sam in die Land­schaft ein­zu­grei­fen, bei­spiels­wei­se durch das Anpflan­zen von Schwarz­pap­peln, Eichen oder Ulmen. Auch ande­re Maß­nah­men, wie das Schlie­ßen von Abfluss­grä­ben, sind gera­de ange­sichts der zuneh­men­den Tro­cken­heit durch­aus sinn­voll. Aber sie soll­ten behut­sam, scho­nend und in enger Abspra­che mit den Betrof­fe­nen erfol­gen. Der im Raum ste­hen­de Vor­wurf: Hier pre­di­gen beam­te­te Natur­schüt­zer ande­ren Was­ser, die selbst Wein trin­ken und neh­men sich Rech­te her­aus, die sie ande­ren ver­wei­gern, ist brand­ge­fähr­lich. Eine kon­sen­sua­le Lösung her­bei­zu­füh­ren wäre nun die ers­te Pflicht des Lei­ters der Nationalparkverwaltung.

Offen­sicht­lich haben wir hier wie­der die für die bran­den­bur­gi­sche Ver­wal­tung typi­sche Situa­ti­on, dass vor­han­de­ne Gel­der noch kurz vor Kas­sen­schluss aus­ge­ge­ben wer­den müs­sen. In die­sem Fal­le sind das  Mit­tel für Aus­­­gleichs- und Ersatz­maß­nah­men für die schwe­ren, durch den Deich­bau im Natio­nal­park ver­ur­sach­ten Ein­grif­fe in den Natur­haus­halt. Der Natio­nal­park­ver­ein hat­te mehr­fach emp­foh­len, die­se Mit­tel für fach­lich und stan­dört­lich sinn­vol­le Waldiniti­al­maß­nah­men (Schwarz­pap­pel, Eiche, Ulme) im fast völ­lig ent­wal­de­ten Pol­der zu inves­tie­ren. Aber die Ver­wal­tung ist – wie immer – die­sem natur­schutz­fach­li­chen Vor­schlag des Ver­eins schon aus Prin­zip nicht gefolgt. Nun sieht sie sich gezwun­gen, eigent­lich sinn­vol­le Gel­der für sinn­lo­se, ja sogar schäd­li­che Bau­maß­nah­men im Her­zen des Natio­nal­parks aus­zu­ge­ben, damit sie nicht verfallen.

Tho­mas Berg (Vor­stands­vor­sit­zen­der)